iRobot meldet Insolvenz an: Roomba lebt weiter – unter chinesischer Kontrolle Picea Robotics Übernahme, Roomba Cloud-Funktionen, gescheiterte Amazon-Übernahme

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iRobot hat Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet und Picea Robotics übernimmt den Hersteller vollständig. Cloud, App und Support für Roomba sollen nach bisherigen Informationen ohne Einschränkungen weiterlaufen.

iRobot meldet Insolvenz an

Der Roomba fährt weiter seine Bahnen durch deutsche Wohnzimmer, doch hinter den Kulissen hat sich alles verändert. Was vor wenigen Wochen noch wie ein drohender Absturz wirkte, ist nun Realität: iRobot hat Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Gleichzeitig gibt es eine überraschend klare Wendung, denn der Betrieb soll weiterlaufen, allerdings unter neuer Führung.

Insolvenz offiziell bestätigt

Am Sonntagabend hat iRobot in den USA Insolvenz nach Chapter 11 beantragt. Damit bestätigt sich, was sich seit den alarmierenden Quartalszahlen Anfang November abgezeichnet hatte. Anders als befürchtet endet die Geschichte aber nicht mit einem abrupten Steckerziehen, sondern mit einer Übernahme: Der chinesische Hersteller Picea Robotics übernimmt iRobot vollständig.

Chapter 11 bedeutet dabei nicht Zerschlagung, sondern Sanierung unter gerichtlicher Aufsicht. Ziel ist es, Schulden zu restrukturieren und das Unternehmen handlungsfähig zu halten. Laut iRobot soll der Geschäftsbetrieb ohne Unterbrechungen weiterlaufen.

Roomba, Cloud und Apps: Entwarnung für Nutzer

Die wichtigste Nachricht für bestehende Kunden: App-Funktionen, Cloud-Dienste, Kundenservice und Lieferketten sollen erhalten bleiben. Genau hier lag bislang die größte Sorge, denn ein Abschalten der Server hätte viele Roomba-Modelle auf simple Start-und-Stopp-Geräte degradiert.

Nach aktuellem Stand bleiben:

  • iRobot-App und Cloud-Anbindung aktiv
  • Kartenfunktionen, Zeitpläne und Automatisierungen nutzbar
  • Support und Ersatzteilversorgung bestehen fort

Ein Szenario wie bei Neato Robotics, wo Geräte nach der Geschäftsaufgabe massiv an Funktion verloren, ist damit vorerst vom Tisch.

Gescheiterte Amazon-Übernahme als Wendepunkt

Der Ursprung der Krise liegt weiterhin im Jahr 2024. Die geplatzte 1,4-Milliarden-Dollar-Übernahme durch Amazon erwies sich als Wendepunkt. Während der langen kartellrechtlichen Prüfung nahm iRobot 2023 einen Kredit auf, um den Betrieb zu sichern. Zurück blieb ein Schuldenberg von rund 190 Millionen US-Dollar, ohne den erhofften strategischen Partner.

Im März 2025 warnte iRobot Investoren erstmals offen vor der mangelnden Überlebensfähigkeit. Hinzu kam zunehmender Wettbewerbsdruck durch Roborock, Ecovacs und andere chinesische Anbieter, die schneller innovierten und deutlich aggressiver bepreisten.

Zölle verschärfen die Lage massiv

Ein zusätzlicher Faktor traf iRobot 2025 besonders hart: US-Importzölle von 46 Prozent auf Waren aus Vietnam, wo iRobot für den US-Markt produziert. Allein dadurch entstanden laut Reuters Mehrkosten von rund 23 Millionen US-Dollar im laufenden Jahr. Ein Betrag, den das Unternehmen finanziell nicht mehr abfedern konnte.

Vom MIT-Spin-off zum Übernahmekandidaten

iRobot wurde 1990 von drei MIT-Robotikern gegründet und war ursprünglich auf Verteidigungs- und Raumfahrttechnik spezialisiert. Mit dem Roomba im Jahr 2002 gelang der Durchbruch im Massenmarkt. Trotz der aktuellen Krise ist die Marke noch immer stark: Laut Insolvenzunterlagen hält iRobot 42 Prozent Marktanteil in den USA und sogar 65 Prozent in Japan.

Picea Robotics übernimmt die Kontrolle

Mit Picea Robotics übernimmt ausgerechnet der bisher wichtigste Produktionspartner die komplette Kontrolle über iRobot. Das Unternehmen beschäftigt weiterhin 274 Mitarbeiter am Hauptsitz in Bedford, Massachusetts. Vorstandschef Gary Cohen bezeichnet die Übernahme als notwendigen Schritt, um Stabilität für Kunden, Partner und Mitarbeiter zu sichern.

Bemerkenswert ist der Wertverfall: Von 3,56 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 ist iRobot auf aktuell rund 140 Millionen US-Dollar abgestürzt. Gläubiger und Lieferanten sollen im Rahmen des Insolvenzplans vollständig ausgezahlt werden.

Einschätzung

iRobot ist offiziell pleite, aber nicht am Ende. Für Roomba-Nutzer ist das erst einmal eine gute Nachricht, denn die befürchtete Abschaltung der Smart-Funktionen bleibt aus. Langfristig stellt sich jedoch die Frage, wie viel iRobot unter chinesischer Führung noch von seiner ursprünglichen Identität behält und ob Innovation künftig aus Bedford oder aus China kommt. Wie seht ihr das: Rettung mit Beigeschmack oder realistische Chance auf einen Neustart?

Kay

Mein Name ist Kay und ich beschäftige mich bereits seit über 20 Jahren mit Technik und Entertainment. Neben NerdsHeaven interessieren mich vor allem Smartphones, Games und PC-Hardware.

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