Rekordwert bei Retouren – Onlinehandel treibt Rücksendungen in Deutschland auf 550 Millionen Pakete 90 % Modeanteil, 14 Tage Rückgaberecht, kostenlose Rücksendungen

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Die Retouren in Deutschland steigen 2025 auf ein Rekordniveau von 550 Millionen Paketen. Haupttreiber sind Modebestellungen, kulante Rückgaberegeln und ein wachsender Onlinehandel. Händler kämpfen mit hohen Kosten und suchen nach Wegen, Rücksendungen zu reduzieren.

Wenn ihr beim Auspacken eines neuen Pullovers schon im Hinterkopf abwägt, ob er wieder im Retourenstapel landet, seid ihr offenbar nicht allein. Laut aktueller Prognosen erreicht die Zahl der Rücksendungen in Deutschland in diesem Jahr einen neuen Höchststand und legt damit offen, wie sehr der Onlinehandel inzwischen auf großzügige Rückgaberegeln aufgebaut ist.

Rekordniveau durch steigenden Onlinehandel

Der Retourenforscher Björn Asdecker von der Universität Bamberg erwartet für 2025 rund 550 Millionen zurückgeschickte Pakete. Das entspricht fast einem Viertel aller Onlinebestellungen. Bereits 2021 lag die Zahl ähnlich hoch, doch nach einem leichten Rückgang klettern die Werte nun wieder nach oben, parallel zum wachsenden E-Commerce-Geschäft.

Der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BPEX) prognostiziert für dieses Jahr insgesamt 4,37 Milliarden Sendungen, ein Plus von etwa zwei Prozent. Besonders die größten 1.000 Onlineshops sollen laut EHI ihre Umsätze um mehr als fünf Prozent steigern können. Mehr Verkäufe bedeuten zwangsläufig auch mehr Rücksendungen.

Mode bleibt Spitzenreiter bei Rückläufern

Am häufigsten wird Kleidung zurückgeschickt. Rund 90 Prozent aller Retouren entfallen laut EHI auf Modeartikel. Das liegt nicht nur daran, dass Passform und Material oft erst nach dem Anprobieren beurteilt werden können. Viele Käufer bestellen mehrere Größen gleichzeitig und schicken den Rest zurück. Laut Zalando wird im Schnitt jeder zweite bestellte Artikel retourniert.

Interessant ist auch ein Trend, den Forscher zunehmend beobachten: sogenannte „Wardrobing“-Fälle. Dabei wird Kleidung für ein Event gekauft, getragen und danach zurückgeschickt. Eine YouGov-Umfrage zeigt, dass 18 Prozent der Befragten das schon einmal gemacht haben, besonders häufig in der Altersgruppe zwischen 15 und 34 Jahren.

Kulante Rückgaberegeln als Treiber

Deutschland besitzt vergleichsweise verbraucherfreundliche Rückgaberichtlinien. Produkte können innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zurückgeschickt werden, viele Händler übernehmen die Kosten. Laut EHI-Umfrage verzichten 49 Prozent der Händler komplett auf Rücksendegebühren, während ein Drittel zumindest teilweise zahlt.

Hinzu kommt die Beliebtheit des Rechnungskaufs, der die Hemmschwelle für Bestellungen in mehreren Varianten weiter senkt. Laut Bitkom legen 94 Prozent der Onlinekäufer Wert auf kostenlosen Rückversand. Ein klares Signal an die Shops.

Hohe Kosten und Umweltfolgen

Rücksendungen sind für Händler teuer. Die Bearbeitung kann je nach Produkt zwischen 1 und 15 Euro kosten. Neben dem Transport fallen Aufwände für Prüfung, Reinigung, Reparatur oder Neuverpackung an. Rund 60 Prozent der Händler verkaufen zurückgeschickte Ware als B-Ware oder über Restposten, etwa 47 Prozent entsorgen oder recyceln Teile davon.

Auch ökologisch ist das System belastend: Jeder zusätzliche Transportweg erzeugt CO₂, neue Verpackungen erhöhen den Materialverbrauch. Und obwohl Retouren für Kunden oft gratis sind, landen die Kosten am Ende häufig im Produktpreis, also bei allen.

Maßnahmen gegen steigende Retouren

Händler reagieren unter anderem mit besseren Produktfotos, detaillierteren Beschreibungen oder Größenvorschlägen, um Fehlkäufe zu reduzieren. Amazon markiert Produkte, die häufig zurückgeschickt werden. Zalando warnt Kunden mit extrem hoher Retourenquote und kann im Einzelfall Konten für bis zu zwölf Monate sperren.

Handelsexperten wie Markus Szajna plädieren für Rücksendegebühren. Eine Gebühr von 1,99 Euro könnte laut Umfragen bis zu 20 Prozent der Retouren einsparen. Ein Effekt, den viele Händler durchaus attraktiv finden dürften.

Einordnung

Der neue Rekordwert zeigt, wie stark der Convenience-Faktor das Kaufverhalten prägt und wie schwer es ist, eine Balance aus Kundenzufriedenheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu halten. Was meint ihr: Wäre eine kleine Rücksendegebühr fair oder würde das euer Einkaufsverhalten kaum ändern?

Kay

Mein Name ist Kay und ich beschäftige mich bereits seit über 20 Jahren mit Technik und Entertainment. Neben NerdsHeaven interessieren mich vor allem Smartphones, Games und PC-Hardware.

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