EU-Ermittler durchsuchen Temu-Büros – Verdacht auf unerlaubte Subventionen unangekündigte EU-Inspektion, Verdacht auf drittstaatliche Subventionen

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Temus Europasitz wurde wegen Verdachts auf unerlaubte Subventionen durchsucht. Parallel laufen Ermittlungen zu DSA-Verstößen und möglichen Wettbewerbsnachteilen für Händler. Die Maßnahmen stehen im Kontext europäischer Pläne, den Niedrigpreis-E-Commerce stärker zu regulieren.

EU-Ermittler durchsuchen Temu-Büros

Manchmal reicht schon ein kurzer Blick auf die Preisschilder diverser Online-Plattformen, um sich zu fragen, wie das eigentlich funktionieren kann. Genau dieser Gedanke scheint nun auch die EU beschäftigt zu haben, denn Temus Europazentrale in Dublin wurde vergangene Woche von Ermittlern durchsucht, unangekündigt und mit deutlichem Verdacht im Gepäck.

Kern der Untersuchung

Laut Informationen von Reuters hat die Europäische Kommission den Verdacht, dass Temu von staatlichen Subventionen aus China profitiert, die den Wettbewerb im europäischen Binnenmarkt verzerren könnten. Offiziell bestätigt die Kommission zwar keinen Firmennamen, spricht aber von einer Inspektion bei einem großen E-Commerce-Unternehmen. Die Formulierung fällt auffällig deckungsgleich mit dem, was über Temu bereits bekannt ist.

Die rechtliche Grundlage bildet die Foreign Subsidies Regulation (FSR), seit Mitte 2023 in Kraft. Sie soll verhindern, dass Unternehmen durch externe Finanzspritzen künstlich niedrige Preise anbieten, Wettbewerber verdrängen oder in eine dominierende Marktposition hineinwachsen, mit später potenziell steigenden Preisen, wenn Alternativen fehlen.

Mehrere Verfahren laufen parallel

Neben der FSR-Untersuchung steht Temu bereits wegen möglicher Verstöße gegen den Digital Services Act (DSA) unter Beobachtung. Eine vorherige Prüfung deutete ein hohes Risiko illegaler Produkte auf der Plattform an. Gleichzeitig schaut auch das Bundeskartellamt genauer hin: Im Fokus stehen Konditionen für Händler sowie Temus Verhalten gegenüber diesen Partnern. Die Befürchtung lautet: unfaire Bedingungen könnten mittelfristig das Preisniveau in Deutschland beeinflussen.

Temu selbst verkauft keine Waren direkt, sondern betreibt die Plattform für Drittanbieter. Das Unternehmen gehört zur chinesischen PDD Holdings, die global stark expandiert. Auf Anfragen zu den aktuellen Vorwürfen und Details zu möglichen Subventionen hat Temu bislang nicht reagiert.

Ein politischer Kontext, der immer relevanter wird

Die Razzia erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die EU ohnehin über strengere Regeln für Kleinsendungen unter 150 Euro diskutiert. Aktuell sind solche Pakete von Zöllen befreit – ein Vorteil, der vor allem Anbietern wie Temu und Shein hilft, da dort viele Bestellungen im Niedrigpreisbereich liegen. Europäische Händler sehen sich dadurch benachteiligt und fordern seit längerem eine Reform.

Die Durchsuchung wirkt daher nicht wie ein isolierter Schritt, sondern wie ein Puzzleteil einer breiteren Strategie: mehr Transparenz, mehr Kontrolle und weniger Wettbewerbsverzerrung durch staatlich unterstützte Unternehmen außerhalb der EU.

Einschätzung

Die Ermittlungen gegen Temu bekommen zunehmend Gewicht und reihen sich ein in eine ganze Serie regulatorischer Maßnahmen, die den europäischen Onlinehandel neu ordnen könnten. Ob die Durchsuchung belastbare Beweise liefert, bleibt offen, doch die EU macht klar, dass sie den Wettbewerbsschutz im E-Commerce ernster nimmt denn je. Wie steht ihr zu der Debatte über Subventionen und Zollgrenzen – sind strengere Regeln aus eurer Sicht notwendig?

Kay

Mein Name ist Kay und ich beschäftige mich bereits seit über 20 Jahren mit Technik und Entertainment. Neben NerdsHeaven interessieren mich vor allem Smartphones, Games und PC-Hardware.

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