Amazon Haul in Deutschland: Neues Billig-Portal mit langen Schatten Produkte unter 20 €, Rabatte ab 50 €, Lieferzeit bis 2 Wochen, App-exklusiv

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Mit Haul will Amazon günstige Artikel unter 20 Euro anbieten, um gegen Temu & Co. zu bestehen. Niedrige Preise, lange Lieferzeiten und App-Exklusivität definieren das Angebot. Ob sich daraus ein Erfolgsmodell entwickelt, bleibt offen.

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Amazon Haul

Zehn-Euro-Deals, Artikel für einen Euro und ein vollmundiger Name: Mit Amazon Haul greift der E-Commerce-Riese nun auch in Deutschland die Billig-Konkurrenz aus Fernost an. Temu und Shein lassen grüßen – und die Margen wackeln. Doch während die Preise purzeln, stellt sich die Frage: Wie viel Amazon steckt eigentlich noch im Haul?

Amazon Haul

20 Euro oder weniger: Die neue magische Grenze

Die Strategie hinter Amazon Haul ist glasklar: Alles muss billig sein. Produkte aus Mode, Wohnen und Lifestyle sind strikt auf unter 20 Euro begrenzt – laut Amazon sogar überwiegend unter 10 Euro, manche nur 1 Euro. Der Begriff Haul soll dabei auf den populären Shoppingtrend anspielen, bei dem Schnäppchen-Enthusiasten ihre „Beute“ präsentieren. Ein cleveres Framing – aber auch ein riskanter Imagewandel für Amazon.

Zudem lockt Amazon mit gestaffelten Rabatten:

  • 5 % Rabatt ab 50 Euro Bestellwert
  • 10 % Rabatt ab 75 Euro

Das klingt erst mal verlockend, wirkt aber in Kombination mit den angekündigten Lieferzeiten von bis zu zwei Wochen wie ein Rückschritt ins analoge Zeitalter – und das bei einem Anbieter, der den Versand in 24 Stunden salonfähig gemacht hat.

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Haul kommt als Beta – aber nur per App

„Haul“ ist nicht als eigenständiges Portal aufgesetzt, sondern als Rubrik innerhalb der Amazon-App versteckt – Symbol im Hauptmenü oder über die Suche zu finden. Ein separater Auftritt fehlt, die Webversion sucht man vergeblich. Zum Start ist das Angebot nur für ausgewählte Nutzer verfügbar, der Rollout auf alle Kunden soll in den kommenden Wochen folgen. Marketingoffensive? Fehlanzeige. Amazon geht eher leise, vielleicht sogar vorsichtig vor.

Amazon Haul Amazon Haul

China lässt grüßen: Haul mit langer Lieferleine

Im Gegensatz zum gewohnten Amazon-Tempo sollen die Haul-Produkte direkt aus chinesischen Logistikzentren verschickt werden. Die Ansage: „Lieferung binnen zwei Wochen oder weniger.“ Das klingt wenig ambitioniert, zumal Temu ähnliche Zeiten angibt – bei deutlich aggressiverem Auftreten und meist ohne Versandkosten.

Amazon verlangt für Bestellungen unter 25 Euro eine Lieferpauschale von 3,50 Euro. Erst ab 25 Euro ist die Lieferung kostenlos. Retouren bleiben immerhin einfach: 15 Tage Rückgaberecht, kostenlose Rücksendung, meist ohne Verpackungsaufwand. DHL, Hermes & Co. übernehmen die Abwicklung – immerhin ein Pluspunkt.

Amazon vs. Temu: Verteidigung statt Angriff?

Mit Haul will Amazon offensichtlich den eigenen Status im Markt gegen die Billiganbieter aus Fernost behaupten. Während Temu nach Zahlen von 2024 bereits 16,3 Millionen Nutzer in Deutschland hat, bleibt Amazon unter Druck. Das neue Portal könnte Kunden halten – oder auch verwirren. Denn: Im Gegensatz zu Temu oder Shein verkauft Amazon Haul-Produkte nicht über Drittanbieter, sondern ausschließlich selbst. Die Verantwortung für Produktqualität, Sicherheit und Versand liegt damit komplett bei Amazon.

Laut Amazon werden alle Haul-Produkte „auf Sicherheit und Richtlinienkonformität“ geprüft. Doch ob das Vertrauen ausreicht, um die lange Lieferzeit zu rechtfertigen? Und vor allem: Wird der Marktplatz durch das Ultra-Billigsegment nicht selbst kannibalisiert?

Einordnung: Experiment oder Kurswechsel?

Amazon Haul wirkt wie ein Testballon. Die Integration in die bestehende App, das begrenzte Sortiment, die zögerliche Kommunikation – all das spricht gegen eine groß angelegte Offensive. Stattdessen steht hier die Verteidigung preissensibler Kunden im Vordergrund. Es wird nicht angegriffen – sondern reagiert.

Kay

Mein Name ist Kay und ich beschäftige mich bereits seit über 20 Jahren mit Webdesign und -entwicklung. Neben NerdsHeaven interessieren mich vor allem Videotechnik, Games und PC-Hardware.

Kommentare (1)
  • TheLOD2010

    13.06.2025, 11:53

    Da es tatsächlich Warengruppen gibt, in denen asiatische Anbieter sehr gute Ware liefern, schon ein muss für einen Riesen wie Amazon dem gerade die Gelder weglaufen und der unter Umständen wichtige Programme wie Alexa einschränken könnte.

    Ich bin jedoch ein AliExpress Liebhaber und werde meine China Ware vorerst weiter dort beziehen.

    Ich kaufe dort eher weniger Technik und viel mehr Zubehör für Möbel und Eisenwaren. In diesem Bereich sind die Chinesen genau so gut wie der lokale Baumarkt, nur oft entscheiden preiswerter. Es gibt einfach Dinge die seit der Inflation einen Preis erreicht haben, den ich nicht mehr nachvollziehen kann.

    Werde mir das Amazon Angebot mal genauer ansehen. Für viele Käufer dürfte es wichtig sein, dass die Ware aus einem EU Warehouse kommt und nicht verzollt werden muss.

    Grüße
    Tobi

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